Wenn die Sonne scheint, dreht sich der Stromzähler rückwärts. Was für viele private Solaranlagen-Besitzer Alltag ist, lohnt sich auch längst für Unternehmen. Die Radwelt Coesfeld GmbH hat das erkannt und setzt seit gut einem Jahr auf die Eigenversorgung mit klimafreundlichem Sonnenstrom. Wer hier eine neue „Leeze“ kauft, wie man im Münsterland zum Fahrrad sagt, wandelt in den Verkaufsräumen der Radwelt unter einer leistungsstarken Solaranlage. Experten der B&W Energy GmbH aus Heiden haben die Anlage konzipiert und umgesetzt: das schafft regionale Wertschöpfung. Und während auf dem Dach die Photovoltaikanlage Strom erzeugt, werden unter dem Dach kräftig Energiekosten eingespart. Die Radwelt ist mittlerweile zu einem Drittel energieautark und will sein Engagement für die Energiewende noch ausbauen, so Geschäftsführer Christian Baumeister: „Als Unternehmen möchten wir natürlich auch gerne bei der Energiewende mitmachen. Allerdings müssen wir auch immer darauf schauen, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist. Seit wir uns mit Solarstrom versorgen, tut es das mehr denn je. Und es lohnt sich gleich in mehrfacher Hinsicht: Wir können ein wenig die Energiewende mitgestalten, wir sparen Energiekosten, wir tragen damit zum Klimaschutz bei und die E-Mobilität treiben wir mit unseren E-Bikes voran. Also: wir fahren gut damit!“.
Von diesem unternehmerischen Geist war auch der Abgeordnete Henning Höne angetan. Der Coesfelder, umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, war am Mittwoch auf Einladung von Geschäftsführer Baumeister und des LEE NRW in die Radwelt gekommen: „Ich finde es klasse, dass die Radwelt Coesfeld die Initiative ergriffen hat und mit diesem Projekt gleichzeitig etwas für die Umwelt und für das Unternehmen tut. Daran sehen wir aber auch, dass wir dringend an den Rahmenbedingungen für unternehmerischen Eigenverbrauch arbeiten müssen. Unsachgerechte Umlagen und Belastungen gehören hier abgeschafft, damit mehr Unternehmer wie Herr Baumeister dieses Potenzial für sich entdecken können.“
Im Gespräch mit dem Abgeordneten Höne betonte Jan Dobertin, Geschäftsführer des LEE NRW, die steigende Bedeutung des Unternehmertums für eine erfolgreiche Energiewende. Es gelte hier die richtigen Anreize zu setzen, um besonders dem Mittelstand die wirtschaftliche Teilhabe an der Energiewende zu ermöglichen: „Wie die Radwelt Coesfeld, haben wir in NRW viele weitere tolle Beispiele von unternehmerischem Engagement für die Energiewende. Damit die Energiewende besonders in den Gewerbe- und Industriebetrieben in NRW weiter Fahrt aufnehmen kann, brauchen wir aber stabile Rahmenbedingungen für langfristige Investitionsentscheidungen. Solarstrom vom eigenen Firmendach ist in den vergangenen Jahren stetig im Preis gesunken. Durch Eigenversorgung können Unternehmen bares Geld sparen und sich gleichzeitig unabhängiger von der Strompreisentwicklung machen: Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Dobertin.
Seit 2014 müssen Verbraucher regenerativen Stroms, die diesen selbst erzeugen und dabei nicht ins Netz einspeisen – und damit auch keine EEG-Förderung in Anspruch nehmen – trotzdem anteilig die EEG-Umlage tragen. Diese Regelung der Eigenstromumlage ist aus Sicht des LEE NRW nicht sachgerecht und sollte zurückgenommen werden. In jedem Fall sollte die unzureichende Differenzierung zwischen Eigenversorgungskonzepten mit und ohne EEG-Vergütung beendet werden. Erneuerbare-Energien-Anlagen, die ohne jegliche Inanspruchnahme einer EEG-Vergütung zur Eigenversorgung genutzt werden, sollten vollständig von der Zahlung der EEG-Umlage freigestellt werden.
Hier geht es zur Aktion „Wir machen Energiewende“
Pressebild als Download (v.l.: Henning Höne, Bastian Nitsche (B&W Energy), Christian Baumeister, Bernd Retzlik (B&W Energy), Jan Dobertin. Foto: LEE NRW)
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Fotos: LEE NRW