Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW hält die Regelungen für Biogas in der geplanten EEG-Novelle für unzureichend. Die Bundesregierung lässt Chancen für mehr Versorgungssicherheit durch einen dynamischen Biogasausbau ungenutzt.

Die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) der Ampelregierung gefährdet nicht nur den Bestand von vielen kleinen Wasserkraftwerken in Nordrhein-Westfalen und bundesweit durch die ersatzlose Streichung der EEG-Förderung für die Leistungsklasse unter 500 Kilowatt, sondern auch den Weiterbetrieb tausender landwirtschaftlicher Biogasanlagen. Bei der Sachverständigen-Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie zu Wochenbeginn gab es deutliche Kritik an der fehlenden Anschlussregelung für die Biokraftwerke, die nach Ablauf des EEG-Vergütungszeitraums keine weitere Unterstützung erhalten sollen.

„Das kann einfach nicht sein“, kritisiert Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), „angesichts des von Putin ausgelösten verbrecherischen Angriffskriegs gegen die Ukraine brauchen wir jede Kilowattstunde, um uns von russischen Erdgaslieferungen bei der Wärmeversorgung zunehmend unabhängiger zu machen.“ Deutschland und NRW bräuchten deshalb mehr und nicht weniger Biogasanlagen: „Die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen muss die EEG-Novelle schnellstens regeln. Wann, wenn nicht jetzt, macht ein Ausbau der Biogaskapazitäten ansonsten Sinn“, so Priggen.

Der LEE NRW begrüßt deshalb die Pläne der EU-Kommission, die Biomethan-Produktion in den europäischen Anlagen auf 35 Milliarden Kubikmeter pro Jahr auszuweiten. Dafür müsste die Produktionskapazitäten der heute rund 20.000 Biogasanlagen in Europa nach Berechnungen des Europäischen Biogasverbandes bis zum Jahr 2030 verdoppelt werden. Nach Abschätzungen der European Biogas Association könnte Biogas – bei entsprechenden Ausbauplänen in den Mitgliedsländern - bis 2050 sogar 30 bis 50 Prozent des künftigen EU-Gasbedarfs decken.

Knapp die Hälfte der europäischen Biogasanlagen ist in Deutschland in Betrieb, rund 9.600. Davon produzieren derzeit nur 18 Prozent Biomethan – eine Zahl, die zeigt, dass es hierzulande weiteres Potenzial gibt, um Erdgasimporte aus Russland aus heimischen Quellen zu reduzieren. Vierfünftel der heimischen Biogasanlagen ließen sich noch für die Gaseinspeisung nutzen.

Außerdem könnten drei weitere Maßnahmen nach Auffassung des LEE NRW helfen, mehr Biomethan in die heimischen Erdgasnetze zu speisen:

• Die Abschaffung der Höchstbemessungsleistung (also die Deckelung der Produktionskapazität der heute laufenden Biogasanlagen);
• Mehr Flexibilität beim Substrateinsatz, was zu höheren Erträgen führt sowie
• Weniger bürokratische Hürden und schnellere Entscheidungen bei Genehmigungen neuer Anlagen.

Für den LEE NRW ist es in der jetzigen Situation nicht nachvollziehbar, dass es in der Reihe von Städten keine verpflichtende Sammlung biogener Restabfälle in den sogenannten Brauen Tonnen gibt. „Es ist ein Unding, dass nach wie vor in einer Reihe von größeren und mittleren Städten dieser Rohstoff in Müllverbrennungsanlagen landet, wir verschenken sehenden Auges wertvolle Energieressourcen“, kritisiert der LEE NRW-Vorsitzende Priggen.

Um die Wärmeversorgung für den kommenden Winter zu sichern, investiert die Bundesregierung derzeit Milliarden in schwimmende LNG-Terminals und Kohlebezugsverträge aus neuen Lieferländern. „Diese Maßnahmen sind sicher nicht verkehrt angesichts der Energiemengen, die für eine gesicherte Wärmeversorgung notwendig sind“, sagt Priggen, „die Bundesregierung darf aber nicht die heimischen Biogasressourcen vergessen, was bei der aktuellen EEG-Novelle aber der Fall ist.“

Deshalb heißt beimn LEE NRW die Devise bei den noch ausstehenden parlamentarischen Beratungen: „Nachbessern!“

Ansprechpartner

Dr. Ralf Köpke

Pressesprecher

+49 211 93676064
ralf.koepke@lee-nrw.de

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